Reimen lernen und vor allem eigene Reime schreiben lernen ist im Prinzip ziemlich einfach: Du musst einfach nur mehrere Wörter reimen lassen. Immer und immer wieder. Reimen lernen ist ein wenig wie Liegestütze lernen. Je öfter du es mit richtiger Technik machst, desto besser wirst du darin und desto leichter geht es von der Hand.
Beim reimen “verschränkst” du Wörter quasi miteinander, wenn dir diese Physik-Analogie weiterhilft. Du setzt gereimte Wörter also untrennbar miteinander in Verbindung.
Anders, plastischer formuliert: Kennst du das Spiel Memory? Bei dem du dir Bilder auf Karten merken und diese dann zusammenbringen musst?
Ungefähr das machst du mit Wörtern, wenn du reimst.
Nur das du dir beim reimen lernen nicht 20 Karten sondern prinzipiell unendlich viele Begriffe merken und miteinander ins Verhältnis setzen musst. Klingt anstrengend? Ist sehr einfach! Und zwar so:
Reimen lernen – der 2/2 Quickguide
Reimen lernen geht prinzipiell recht einfach. Du brauchst dabei nur zwei zentrale Schritte zu beachten und auf zwei Dinge achten:
- Lerne Wörter. Das kann das studieren von Wörterbüchern, Lexika oder Texten sein. Lerne und verstehe diese Wörter. Sprich sie aus, schreib sie auf, verinnerliche sie. Eminem hat genau so dereinst angefangen. Wie du dabei konkret vorgehen kannst, erläutere ich in einem Folgeabschnitt in meinem Buch ausführlicher.
- Mache reimen zu deinem Alltag. Immer wenn du ein spannendes Wort hörst, liest oder aussprichst, gehe in Gedanken oder laut ausgesprochen durch, aus welchen Silben und Vokalen das Wort besteht, was sich darauf reimen könnte und reime dann gezielt Worte darauf. Angenommen ich bin in einem Matratzenladen und mag das Wort “Matratzenladen”. Dann spreche ich leise und nur für mich hörbar, fast wie eine Beschwörungsformel immer wieder das Wort vor mir hin und direkt danach mögliche Reimwörter. Dieser Monolog kann zum Beispiel so klingen”: “Matratzenladen… A-Klassen Wagen… Schnapskameraden, Akashatafeln, Barkassenraben, Fantasiefabeln…” Es ist dabei nicht so wichtig ob die Reime die dir einfallen perfekt passen. Zum Beispiel ist die Betonung bei Fantasie ganz anders als die von Matratze. Und so richtig glatt passen die beiden auch nicht aufeinander. Aber aussortieren und nicht nutzen kann ich nur, wenn ich etwas zum aussortieren habe.
Wichtig ist dabei:
a) Das reimen für dich zur zweiten Natur wird und
b) du immer mehr Reime findest und abspeicherst.
Denn je mehr Reime du kennst, desto mehr Reime kannst du finden. Dieses “Reimnuscheln” ist so etwas wie das “Real-Life” Rapper-Pendant zum klassischen Brainstorming.
Probier es einfach aus, wenn du nach 66 Tagen täglichen Trainings noch keine Fortschritte erzielst, dann brauchst du ggf. etwas anderes.
Aber bis dahin: Mache es jeden Tag.
Nutze ein System das zu dir passt.
Zum Reimen lernen bietet es sich ggf. auch an sehr systematisch vorzugehen. Zum Beispiel mit einer Reimtabelle. (Wie diese aussieht und wie du sie gezielt nutzen kannst erfährst du im Buch ausführlich erklärt)
Das schöne daran: Wenn du das einmal verinnerlicht hast, denkst du nur noch in Reimen.
Du reimst auf Schlussworte in Zeitungsartikeln, findest Reime auf Produktbezeichnungen während du im Laden stehst oder reimst wie von selbst auf Wörter die dir gerade durch den Kopf gehen.
Es ist wie eine neue Sprache oder einen neuen Dialekt zu lernen: Reimen lernen verändert deine Wahrnehmung der Welt.
Und es macht verdammt viel Spaß!
Eine Sache gilt es allerdings noch zu erwähnen: Wenn du in Reimschemata und Reimarten denkst, kann es passieren, dass du ab und an etwas verwirrt bist. Denn je besser du im reimen wirst, desto schwieriger wird es eine klare Linie zwischen Reimarten zu ziehen. Das hat weniger praktische Relevanz als vielmehr eine technische: Du willst ja jederzeit klar sagen können welches Reimschema du wo aus welchem Grund angewandt hast. (Zumindest wenn du einen leichten Reim- und Technikfetisch entwickelst – was – sind wir ehrlich – früher oder später jedem guten Rapper passiert) Das wird irgendwann allerdings herausfordernder, als man zunächst denken mag…
Aber mehr dazu in einem anderen Blogpost zum Thema Binnen- und Endreime.
Jetzt erstmal: Viel Erfolg!
Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus meinem Buch «Herausragende Raptexte schreiben – So geht’s!«